Sonntag, 25. Januar 2015

Wikinger-Holzschuhe

Wikinger Hägar lieferte die Idee

Bei Günter Klinge (74) haben die Holzschuhe Drachenköpfe an der Spitze

Kein Vorhaben ist verrückt genug, als dass der umtriebige Rentner nicht daran interessiert wäre, es umzusetzen. „Ich bin ein Hektiker“, sagt er.

Brake Günter Klinge aus Brake ist ein großer Fan von Hägar dem Schrecklichen. Jeden Morgen liest er in der NWZ  mit viel Vergnügen die Comic-Abenteuer des Wikingers. Und weil Klinge ein äußerst umtriebiger Mann ist, immer etwas um die Ohren haben muss, keine fünf Minuten die Finger still halten kann und zudem mit einem großen Basteltalent gesegnet ist, ließ er sich von Hägar zu einer ganz neuen Kreation inspirieren: Wikinger-Holzschuhe. Zwei Prototypen sind fertig, weitere Paare könnten folgen.
Klinge, der 1940 in Breslau geboren wurde und in Lemwerder aufwuchs, ist passionierter Radler. In den 50er und 60er Jahren fuhr er Straßen- und Bahnrennen für den RC Rot-Weiß Bremen. Und noch heute lässt der Rentner jeden Jungspund wie eine lahme Krücke aussehen, wenn er in die Pedalen tritt. Denn Klinge verfügt über Räder mit einer starren Nabe wie sie auch die Starter beispielsweise beim Sechs-Tage-Rennen in Bremen nutzen. Damit ist man zügig unterwegs. Sehr zügig sogar. Und ein gemächliches Tempo würde auch gar nicht zu Klinge passen. „Ich bin ein Hektiker“, behauptet der 74-Jährige von sich selbst, „runter komme ich nur beim wöchentlichen Bogenschießen und Boulespielen“.
Radfahren, Boule, Bogenschießen – das hört sich schon nach einem tagfüllenden Programm an. Aber für den gelernten Tischler aus der Fünfhauser Straße, der bei auf einer Werft und in seinen letzten Berufsjahren beim OOWV tätig war, ist damit lange noch nicht Schluss. „Seit ich Rentner bin, ersticke ich in Hobbys und Ideen“, sagt Klinge. Von Jagdmessern über alte Ölkännchen bis hin zu Federgriffeln sammelt er alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Kürzlich hat er an der Volkshochschule zwei Kurse in Sütterlin besucht. Und um nun in der alten Schrift schreiben zu können, hat er sich die Feder natürlich selbst gebaut. Von Weihnachten waren leere Erdnussdosen übrig. Andere würden sie in den Müll werfen, Günter Klinge machte daraus Teelichter. „Es gibt keine Abfälle, sondern nur Rohstoffe am falschen Ort“, lautet die Philosophie des 74-Jährigen.
Nun also Wikinger-Holzschuhe – ein Paar für Hägar und eines für dessen Frau Helga. Die Rohlinge hat Klinge ganz normal im Geschäft gekauft, der Rest ist Marke Eigenbau. Die Drachenköpfe an der Spitze hat er aus Ahorn geschnitzt, Helgas Paar mit Bernstein, Hägars Schuhe mit einem Anker und dem Malteserkreuz verziert.
Vielleicht bietet Klinge seine Wikinger-Holzschuhe dem Schiffahrtsmuseum, dem BrakeVerein oder als besonderen Gag einem Schuhgeschäft an. Vielleicht aber auch auch nicht. Denn ihm schwirrt viel zu sehr der Kopf, um sich allzu lange mit einem Projekt aufzuhalten. Klinge: „Ich bin immer in Vibration.“

http://www.nwzonline.de/wesermarsch/kultur/wikinger-haegar-lieferte-die-idee-wikinger-haegar-lieferte-die-idee_a_22,0,1683229558.html

In Holzschuhen nach Berlin

In Holzschuhen nach Berlin: Biobauer protestiert gegen Agrarpolitik




Vier Paar Socken und vier Paar Holzschuhe. Das ist die Wanderausrüstung von Biobauer Otto Schöneweis. Er läuft nach Berlin und schläft im tierischen Nachtquartier.

http://www.hna.de/lokales/korbach-waldeck/holzschuhen-nach-berlin-biobauer-protestiert-gegen-agrarpolitik-4607351.html

Freitag, 23. Januar 2015

Moortalk

http://www.moortalk.de/12.html

Im Märzen der Bauer die Rösslein anspannt ....  und im Mai der Bauer die Moorholzschuhe anzieht .... 



Wenn die Kartoffeln gepflanzt, die Runkelsamen ausgelegt waren und der Mai ins Land kam, dann begann in den Dörfern rund um das Moor die Zeit des „Meoersgaohns“ zum Torfstechen. Wer als erster da war, „die schlaut dat Meoer up“ (der schloss das Moor auf). Das Arbeitsgeschirr und die weiße Strohmatte (Schur) wurden meist vorher in Moor gebracht, damit es gleich am ersten Tage schon parat war. Bei Beginn der Heuernte Mitte Juni musste der Torf raus sein.



http://www.altebrennereihille.de/ausstellung/holzschuhmacher/

Schüler erforschen das Moor

 In der Nachkriegszeit wurde viel Torf im Moor gestochen – bis in die 50er-Jahre hinein. Dann kamen Kohle, Öl, Gas, Solaranlagen und Erdwärme. Damit das Torfstechen nicht ganz in Vergessenheit gerät, zeigen Friedrich Lübbert und die Mitglieder des Heimatvereins den Grundschulkindern aus Nettelstedt, Gehlenbeck, Hille und Rothenuffeln, wie es früher einmal war.

Sie helfen schon seit Jahren beim Heimatkunde-Unterricht (von links): Moorführer Rainer Eschedor, Friedrich Lübbert, Waldemar Meyke, Heinz Wulbrand und Fritz Joseph.

http://www.nettelstedt.de/wp/schueler-erforschen-das-moor/

Stiefel der »Moorsoldaten«

Dokumentationszentrum Emslandlager, Stiefel der »Moorsoldaten«
Im August 1933 wurden in der Nähe der holländischen Grenze
15 Arbeitslager eingerichtet. 10 000 politische Gefangene wurden hier gezwungen,
in Sklavenarbeit die Moore trockenzulegen. Ein Lied der Gefangenen aus jener
Zeit erinnert uns an die »Moorsoldaten«.

http://www.schoah.org/stumme-zeugen/images/-bilder.htm

Früher harte Arbeit, heute hingegen Spaß.

Hille/Lübbecke (ab). "Im Moore wird blaus platt kürt!" Im Moor wird bloß platt gesprochen, sagt Friedrich Lübbert in Nettelstedter Plattdeutsch den 48 Schülerinnen und Schülern der Klassen 3a und 3b der Grundschule Hille. Und lachend fügt er hinzu: "Meinetwegen auch Hochdeutsch, aber Englisch kann ich nicht."

 

Torfstecher Heinrich Oevermann zeigt den Kindern die Torfgrube. Ungeduldig warten die Kinder auf ihren ersten Abstieg. | Fotos: Alparslan Bora

Über den anschaulichen Sachunterricht erfreuen sich die Schüler und Lehrer gleichermaßen: "Ganz toll", schwärmt die Klassenlehrerin der 3a Heike Nelges und versichert, dass sie mit ihren Klassen bestimmt noch häufiger zum Torfstechen kommt. Klassenlehrer der 3 b, Matthias Wittemeier, legt sogar selbst Hand an.

Nachdem stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Hille Klaus Reimler den ersten Torfanstich gemacht hat, steigt auch der Lehrer mit bretterbesohlten Holzschuhen unter den Füßen in die etwa zwei Meter tiefe Torfgrube hinab. Mit dem 60 Jahre alten Torfspaten in der Hand sticht er ein ziegelsteingroßes Stück ab und befördert es mit gekonntem Schwung nach oben. Torfstecher Lübbert ist begeistert: "Na, sollen wir Herr Wittemeier als Torfstecher hier behalten, oder wollt ihr ihn als Lehrer zurück?" Die Kinder sind sich einig: "Als Torfstecher", antworten sie lachend. Der Reihe nach greifen sie dann selbst zum Spaten, ziehen die Holzschuhe an und haben sichtlich Spaß in der feuchten Grube.

Die Torfstecher: Das sind Heinz Wuhlbrandt, Fritz Josef, Heinrich Oevermann, Günther Öwermann, Sprecher Friedrich Lübbert und der 87-jährige "Präsident" Albert Tielmann. Zusammen gründeten sie die "Niertelstier Torfsteker" (Nettelstedter Torfstecher).
Sondergenehmigung für Torfstecher
Die große Hand muss mithelfen. Nur so können die Kinder den Torf anheben.

Die Idee der Torfstecher, alte Traditionen und Lebensweisen der Menschen in der Region praktisch und erzählerisch nahe zu bringen, wäre ohne Heinrich Oevermann nicht zu verwirklichen gewesen. Denn ein Dokument erlaubte es ihm, in Notzeiten Torf stechen zu dürfen. Weil er im Besitz dieses Papieres ist, haben Kreis und Land ihm und seinen Freunden schließlich eine Sondergenehmigung erteilt. Die erlaubt es den Nettelstedter Torfstechern, zu Lehr- und Vorführzwecken den Torf heute noch zu stechen.

"Wer weiß denn, wie Torf entsteht?", fragt Lübbert die Kinder, die im Sachunterricht in der Schule gut aufgepasst haben: "Aus abgestorbenen Pflanzen", antworten sie und Lübbert stimmt ihnen zu: "Richtig, alle Pflanzen fallen ins Wasser und werden zu Torf", sagt er und fügt hinzu, dass das Moor so tief sei, wie ein mehrstöckiges Haus.

Torfstechen ist auf dem 550 Hektar großen Moorgebiet seit 1980 verboten. Nur zu Ausstellungszwecken in Museen und zur Restaurierung denkmalgeschützter Bauwerke darf das Material abgebaut werden.

Um an den begehrten Rohstoff zu gelangen, wurden Jahrhunderte lang große Teile des Gebietes trockengelegt, zum Nachteil der Landschaft. Der begehrte Rohstoff indes diente den Menschen in der Umgebung als Brennmaterial und Baustoff: " Unsere Väter waren ja alle im Krieg. Deshalb mussten wir nach der Schule in das Moor um Torf zu stechen. Das war harte Arbeit", erzählt Lübbert den Kindern. Schließlich musste die Stube geheizt werden. "Da wurde gekocht, gegessen, Zigarren gedreht, Hausaufgaben gemacht oder auf dem Schoß der Oma gesessen."
Wollgras wächst und Kraniche kommen
In den 70er-Jahren kaufte das Land Nordrhein-Westfalen Stück für Stück fast die gesamte Fläche den damals 1340 Eigentümern ab. Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) trug dazu bei, dass sich das Moor erholte. Heute ist es ein wichtiges Naturschutzgebiet. "Wollgras wächst wieder und wir hatten letztes Jahr sogar ein brütendes Kranichpaar", freut sich Lübbert. Die Schafe sorgten dafür, dass die Birkensprösslinge abgefressen werden, damit die Landschaft nicht zuwachse. Davon können sich die Kinder an diesem Tag selbst überzeugen. Sie besuchen nämlich auch den Schäfer mit seiner Herde, die nicht weit der Torfgrube weidet.


http://www.grundschule-hille.de/fotogalerie.html?g2_itemId=7516&g2_page=2

Torfstechen in der Nachkriegszeit. Knochenjob im Moor

Die Fakten
Tatort: Das Königsmoor/Weißes Moor/Ahemoor nahe Hagen i.Br.

Tatwerkzeuge: Torfspaten, Torfmesser, Schiebkarre, Bretter und Holzbohlen, Holzschuhe, Ackerwagen, Wasserkochtopf, Kaffeekanne, Steinkrug und Schnapsglas Tatzeit: Frühjahr bis Spätsommer 1945 wie schon seit 5000 Jahren
Täter: Vater und Mutter Augustin und drei kleine Kinder
Mittäter: Opa Holze, Opa Bäcker Möller, Onkel Schiko (Nikolaus) Diekmann und andere Onkels und Tanten.
Bei den sogenannten Onkels und Opas handelt es sich meistens nicht um Verwandte, sondern Nachbarn. Bei uns auf dem Dorf waren die älteren Männer und Frauen immer z.B. Opa Möller bzw. Oma Holze, die jüngeren z.B. Onkel Werner bzw. Tante Borchers. Alle duzten wir uns - bis auf den Pastor, die Lehrer und Rechtsanwälte.
Die Begleitumstände
Es waren sehr schlechte Zeiten, damals, im Krieg und kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges, aber noch vor der Währungsreform. Während das Gemüse, die Kartoffeln und der Tabak im eigenen kleinen Hausgarten angebaut wurden, mangelte es an Brennbarem für den Kohlenherd in der Küche und die Öfen im Haus. Und so taten meine Eltern das, was viele im Dorf machten - schon seit mehreren tausend Jahren vorher: Torfstechen. An einem Frühjahrsmorgen, in aller Herrgottsfrühe, machten sich mein Vater und sein Freund Schiko auf den Weg ins Moor. Auf einem kleinen Handwagen hatten sie das Handwerkszeug und die Wegzehrung verstaut, welches sie für die Arbeit im Moor benötigen würden. Einer zog den Handwagen, der andere schob die Schiebkarre. Der Weg ins Moor mochte wohl an die 45 Minuten dauern. Das Ziel war die von der Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellte Fläche im Königsmoor.
Meine Mutter, die später mit meinen beiden Brüdern und mir auf dem Fahrrad folgte, brachte dann das erste Frühstück mit Wurst und Schinken vom selbst geschlachteten Schwein. Wir fuhren tatsächlich nur auf einem Fahrrad: Mein jüngster Bruder saß in einem kleinen Korb, der an der Lenkstange befestigt war, ich saß auf einem Ledersattel vor meiner Mutter und mein älterer Bruder hinten auf dem Gepäckträger.
Die morgendliche Kühle wich schon bald der frühsommerlichen Wärme und machte die schwere körperliche Arbeit nicht leichter. Zunächst musste die obere Schicht, bestehend aus Wollgras und Heide abgehoben werden, bis man an die oberste Schicht Weißtorf kam, der aber nicht sehr brauchbar war, weil er keinen hohen Brennwert hatte. Die eigentliche Knochenarbeit folgte erst Stunden später, wenn nach dem Weiß- und dem Brauntorf der tief liegende Schwarztorf gestochen wurde, der einen hohen Brennwert hatte, etwa wie Braunkohle.
Die Technik
Die Erwachsenen schnitten das Torf aus dem Boden und brachten die Soden mit der Schubkarre zu einem planierten Stück Heide. Dort schichteten die Kinder
die Torfsoden zum Trocknen in sogenannte Torfbulten (Haufen). Zunächst wurden die klatschnassen und glitschigen Torfsoden auf dem Erdboden in einem Ring im Durchmesser von etwa einem Meter ausgelegt. Zwischen den einzelnen Soden sollte etwas Platz bleiben, damit der Wind hindurch pfeifen konnte und die Sonne von möglichst vielen Seiten herankam. Oft genug stürzte uns der Bulten wieder zusammen, und wir mussten von neuem beginnen.
Die in der Grube arbeitenden Männer buddelten sich immer tiefer in den Untergrund, und schon bald mussten sie sich Bretter unter ihre Holzschuhe schnallen, um nicht tiefer abzusacken. Wenn sie nicht aufpassten, stachen sie eine Wasserader an und der nahe liegende Graben lief leer und die Grube voll. Das passierte häufiger, und manches Mal auch nachts. Dann ging nichts mehr und eine neue Grube musste ausgeschachtet werden.
Freud und Leid
Während wir Kinder auf eine neue Fuhre warteten, erwachte der Jagdtrieb und wir fingen die sich in der Sonne wärmenden Eidechsen. Leider brach, wenn man sie in die Hände nahm, bei den meisten Eidechsen der Schwanz ab. Auch den Libellen und Spinnen hetzten wir hinterher.
Allergrößten Respekt hatten wir vor Kreuzottern, dem Sonnentau und den offenen Wasserflächen. Vor den Schlangen, weil deren Biss tödlich war, dem Sonnentau, weil uns gesagt wurde, dass es eine fleischfressende Pflanze sei und vor den offenen Wasserflächen, weil diese unter der schwarzbraunen Oberfläche schier grundlos tief schienen. Und doch bin ich einmal eingesackt und war im Nu in der braunen Brühe versunken, weil ich einer Libelle nachjagte.
Das Mittagsbrot in der warmen Sonne schmeckte dann allen recht gut. Die Großen tranken trotz der Wärme den heißen Malzkaffee, der auf brennendem Torf in dem Wasserkessel erhitzt wurde, und wir Kinder erhielten einen Schluck Milch aus der Flasche, die im Moorgraben gekühlt worden war. Besonders schön war es, wenn man sich nach dem Mittagessen in das Gras legen und in den Himmel schauen konnte, in den die Heidelerchen mit ihrem wunderschönen Getriller aufstiegen und sich dann wieder fallen ließen. Nachmittags gab es dann häufig auch ein Stück Butterkuchen. Erst gegen Abend, wenn viele Karren Torf gestochen und geschichtet worden waren, ging es heimwärts.
Widrige Umstände
Bei Sonnenschein und kräftigem Wind dauerte es nur wenige Tage, bis die äußere Schicht des Torfs soweit getrocknet war, bis wir sie umschichten konnten. Das musste im Laufe des Sommers mehrfach gemacht werden.
Wenn es ein sehr heißer Sommer war, konnte es passieren, dass das Moor durch Selbstentzündung zu brennen begann. Wir blieben zum Glück all die Jahre verschont, aber Bäcker Möllers fast trockener Torf wurde einmal bis auf einen Bulten vernichtet. Diesen durfte sich dann meine Mutter holen - und das mit dem Fahrrad! Jeweils zwei Säcke voll Torf konnte sie transportieren. Der Speicher, wir nannten ihn "Holzboden", war schon lange leer und wartete auf Nachschub für den Winter.
Irgendwann im August oder September war dann auch unser Torf trocken und mein Vater verhandelte mit Opa Holze, der ein Pferdefuhrwerk hatte, damit er den Torf zu uns nach Haus brachte. Opa Holze kam also im Moor an, und wir schafften von allen Seiten den nun trockenen Torf heran und warfen ihn auf den Wagen. Dieser musste für den Transport gewendet werden, was mit zwei Pferden davor gar nicht so einfach war. Und so trat prompt ein, was passieren musste: Opa Holzes Pferde schoben den voll beladenen Wagen in die Torfkuhle.
Da halfen kein Fluchen und keine Peitsche, die Pferde schafften es nicht. Der Wagen musste wieder entladen werden, alle kräftigen Helfer umklammerten die Speichen und drehten das Fuhrwerk langsam aus dem Morast. Nun mussten wir noch einmal von vorn beginnen. In solchen Situationen konnten die Männer schon einmal nach einem wilden Fluch einen kräftigen Schluck vom Selbstgebrannten aus der tönernen Schnapsflasche nehmen. Erntezeit und Erntedank
Aber irgendwie schafften wir es doch und die Fuhre erreichte in der Dämmerung das Ziel, den Platz vor unserem Speicher. Einige kletterten auf den Anhänger und warfen mit Schwung die Torfsoden durch die schmale Luke nach oben, wo andere sie auffingen und unter den Dachziegeln stapelten. Manch ein Stück Torf fiel daneben und wurde später noch einmal geworfen. Der trockene Torf staubte fürchterlich, alle Helfer waren in kurzer Zeit braun bis tiefschwarz.
Doch auch dieses Stück Arbeit endete, wir konnten uns nach einer Dusche unter dem Gartenschlauch am Abendbrottisch niederlassen und die wundervoll duftenden Bratkartoffeln mit Spiegelei und saurer Gurke genießen. Und wer weiterhin Appetit hatte, bekam auch noch einen Schlag Milchsuppe mit Rum-Aroma und Rosinen.

http://www.spiegel.de/einestages/torfstechen-in-der-nachkriegszeit-a-950192.html